Über mich

Behinderung ist
eine Baustelle
auf der Autobahn,
aber kein Stoppschild
für den Sport
Johannes Grasser

Tetraspastik – na und?

Im Mai 1989 wurde ich in Bamberg geboren. Aufgrund der Frühgeburt sowie weiterer Komplikationen in den folgenden Tagen habe ich seither die schwerste Form der Infantilen Cerebralparese (ICP) – eine beinbetonte Tetraspastik.

Mit dieser Behinderung sollte ich eigentlich permanent auf einen Rollstuhl und eine 24/7 Betreuung angewiesen sein. Und Sport machen – gar nicht denkbar! Aber weil ich mir nicht vorschreiben lassen will, wie ich und mein Körper sein sollten, breche ich auch hier Stereotype auf.

Ich versuche mich an jedem nur irgendwie möglichen Sport sowie jedweder Herausforderung im Leben, trainiere mehrere Stunden täglich und lasse mich einfach von nichts unterkriegen.
Geht nicht, gibt’s nicht und Training ist alles
Doch jetzt mal Klartext: Nach meinem Abitur ging es zum Sportstudium an die TU München. Währenddessen habe ich sogar zwei Semester an der QUT in Brisbane, Australien studiert. Es folgte der Master an der Deutschen Sporthochschule Köln, wo ich parallel noch ein Studium zum Spiel-und Videoanalysten beim DFB absolvierte.

Neben meinen Tätigkeiten im Bereich der Basketball- sowie Fußball Bundesliga und als Head of Innovations eines (Sport-) Analysesystems habe ich mich mit der Entwicklung einer Sport- und Gesundheitskleidung für eine bessere Körperhaltung auf den Weg in die Selbstständigkeit gemacht. Auch, weil ich am Arbeitsmarkt – unabhängig meiner Qualifikationen – wegen meiner körperlichen Einschränkung abgelehnt wurde.

Denn jede noch so große Schwierigkeit fordert uns als Mensch, als Gesellschaft, heraus sie zu lösen – mal mit mehr, mal mit weniger Aufwand und vielleicht mit vielen Rückschlägen. Aber es wird immer eine Lösung oder zumindest eine weiterführende Erkenntnis geben. Und wenn es nur zu Teilen ist.

Für mich gibt es keine „Probleme“ sondern nur „Herausforderungen“.
Ich wurde einerseits sehr streng, andererseits jedoch sehr positiv denkend, willensstark, lebensfroh und vor allem normal erzogen.
Ausschlaggebend für meine Einstellung ist vor allem, dass ich völlig normal erzogen und überall hin mitgenommen wurde wie jedes andere Kind auch. So bin ich z.B. schwarze Skipisten zwischen den Beinen meiner Mutter gefahren – trotz körperlicher Behinderung. Das ist natürlich ein gewisses Risiko, aber nur so wächst man an seinen Herausforderungen und sammelt wichtige Erfahrungen.

In meiner Erziehung wurden Hindernisse oder Probleme immer angenommen und überwunden, statt sie zu umgehen. Das sollte und musste ich zunächst – soweit möglich –eigenständig bewältigen. Unter anderem ist das der Grund, weshalb ich heute ein relativ eigenständiges Leben führen kann.
Zu meinem Alltag gehört ein relativ breites Spektrum von Sportaktivitäten. Die Leidenschaft galt seit jeher dem Rad- und Trendsport. Insgesamt sind es in meinem bisherigen Leben weit über 15 verschiedene Arten von Therapien und Trainings geworden, die ich zum Teil selbst entwickelt habe. Dazu zählen unter anderem Klettern, Schwimmen, Radfahren, spezielle Trainingsgeräte, Krafttraining und seit Kurzem auch das Skaten und Surfen. Nach wie vor fasziniert mich alles Spektakuläre und Neue – auch außerhalb des Sports.

Im Februar 2004 löste eine drastische und ebenso bedeutende Erfahrung einen Neustart aus. Aufgrund des fortschreitenden Wachstums und der damit verbundenen Fehlstellung von Beinen und Rumpf musste ich mich einer großen mehrstufigen Operation unterziehen, um meine Gehfähigkeit nicht ganz zu verlieren.
Geben Sie das Laufen auf und setzen Sie sich in den Rollstuhl.
Mit diesen Worten wurde ich im Jahr 2006 nach einer vierwöchigen Reha von der behandelnden Ärztin entlassen, nachdem die Reha keine Besserung brachte, da meine körperliche Verfassung sich infolge eines Wachstumsschubes verschlechtert hatte.

Doch die Aussage bewirkte bei mir gerade das Gegenteil und ich dachte mir: Jetzt erst recht! Ich erhöhte mein Pensum eines speziellen Trainings auf bis zu vier Stunden täglich, zusätzlich zu allen anderen Sportarten. Nach fast 10 Wochen war mein Zustand besser als vor dem Rückschlag.

Meine Haltung, nie aufzugeben, positiv zu denken und die Fähigkeit immer wieder nach neuen Lösungen zu suchen, die dabei möglichst effizient sind, zeichnen mich aus und sind der Antrieb für immer neue Projekte und Ideen. Das habe ich mir hart erarbeitet.
Daher weiß ich: Die Behauptung, dass etwas nicht geht, fordert mich geradezu heraus.

Nur wenn man bereit ist, auch Umwege zu gehen und jede Chance oder Gelegenheit nutzt, hat man die Möglichkeit voranzukommen und neue Erfahrungen zu sammeln. Dabei den Humor nicht zu verlieren, ist mir genauso wichtig, wie ehrgeizig und konzentriert an etwas zu arbeiten. Anders ausgedrückt: Alles dafür zu tun, ein Ziel zu erreichen.

Vor allem aber übe ich mich jeden Tag aufs Neue darin, mutig zu sein. Und ich habe keine Angst, Fehler zu machen – denn daraus kann ich lernen.
“No risk no fun” hören Sie mich also auch oft sagen.

Trauen auch Sie sich und probieren Sie es aus!
Mit meinen Vorträgen, Workshops und Coachings helfe ich Ihnen dabei!